Industrie-Report Sonderheft Vermessung

  • Eine Branche mit vielen Chancen
  • Viele Wege führen zum Bachelor und Master
  • Gregor Heidebring aus Berlin vertritt die Angestellten der ÖbVIs in der Fachgruppe
  • DVW - Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement veranstaltet auch die INTERGEO
  • Sie vermessen die Erde, haben anspruchsvolle Aufgaben, aber keinen aktuellen Tarifvertrag
  • ÖbVI bald auch in Bayern?
  • Geomatikberuf hat Vorfahren

Aktuelles aus der Vermessung

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Tarifpolitik

Seit einigen Jahrzehnten gibt es Tarifbeziehungen mit dem Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e.V. und der Gewerkschaft ver.di als Rechtsnachfolger der DAG. Es ist in diesen Jahren nahezu immer gelungen, die Gehälter der Beschäftigten entsprechend der allgemeinen Einkommensentwicklung anzupassen, so dass keine Abkoppelung der Gehälter von anderen Wirtschaftsbereichen erfolgte. Diese erfolgreiche Tarifpolitik war möglich, weil die Tarifparteien mit dem nötige Einigungswillen miteinander verhandelt hatten. Dieser Einigungswille hat in den letzten Jahren an Glanz verloren.

Der letzte Tarifabschluss – der noch in Kraft ist – erfolgte Mitte 2002

Seither hat es verschiedene Anläufe gegeben, wieder Bewegung in die Tarifverhandlungen zu bringen, die aber nicht erfolgreich waren. Die Verhandlungen scheiterten immer an der Forderung der Arbeitgeber, die die bestehenden Tarife deutlich zu verschlechtern beabsichtigten. Die ver.di Tarifkommission hatte es in diesen Fällen vorgezogen, keinen Neuabschluss der Tarifverträge vorzunehmen, um Schaden von den Beschäftigten abzuwenden. In dem jüngsten Versuch, eine separate Tarifvereinbarung für das Bundesland NRW herbeizuführen, standen die Forderungen der Arbeitgeber u. a. nach

  • einer Flexibilisierung der Arbeitszeit (deutliche Ausweitung der Arbeitszeit),
  • einer Verschlechterung der allgemeinen Arbeitsbedingungen (wie des Jahresurlaubs, der Jahressondervergütung, die Leistungsbewertung und die Eingruppierungsvorschriften für Ingenieure etc.),
  • einer erhebliche Verringerung der Einkommen (insbesondre für ältere Beschäftigte).

Nach Berechnungen der ver.di-Tarifkommission hätten ältere Beschäftigte Gehaltseinbußen von bis zu vierzehn Prozent mit diesem Abschluss hinnehmen müssen. Im Ergebnis war das Gesamtpaket daher für die Tarifkommission nicht akzeptabel, so dass es auch in NRW zu keinem neuen Tarifvertrag gekommen ist. Der 2002 für das Bundesgebiet abgeschlossene Tarifvertrag gilt also auch hier weiter.

ÖbVI-Broschüre
© ver.di

Insgesamt gibt die Situation wenig Anlass zum Optimismus

Einerseits müssen sich die Arbeitgeber fragen lassen, ob sie weiter an einer Politik festhalten wollen, die den tarifpolitischen Konsens und damit den Ausgleich der Interessen zwischen Kapital und Arbeit ausblendet; oder, ob sie zu einer sozialpolitisch verantwortlichen Tarifpolitik zurückkehren wollen, die den Interessenausgleich zum Inhalt hat.

Andererseits sind aber auch die Beschäftigten gefordert, ihre Interessen klar zu artikulieren, denn Tarifpolitik ist auch Machtpolitik. Dies bedeutet, dass sich die Beschäftigten organisieren und gegebenenfalls zum Arbeitskampf bereit sein müssen. Hierbei geht die ver.di natürlich davon aus, dass der Arbeitskampf das letzte Mittel zur Durchsetzung der Interessen der Beschäftigten darstellt.

Die kurze Schilderung der tarifpolitischen Gegenwart für die Beschäftigten bei den Öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren macht deutlich, dass akuter Handlungsbedarf besteht. Der nun Jahre andauernde Stillstand bei den Tarifverhandlungen hat allein durch die jährliche Inflationsrate zu einer spürbaren Entwertung der Einkommen geführt. Die Einkommenssituation der Arbeitgeber hat sich hingegen nicht verschlechtert – ganz im Gegenteil.

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Flyer für die Beschäftigten bei ÖbVI

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