Von Ulrich Bareiß
Zu den Schwerpunkten der Hannover Messe 2023 gehörten Mittel und Wege zur Energieeinsparung durch die Digitalisierung und die dafür geeigneten Bauteile. Das Thema Wasserstoff nahm auch einen größeren Rahmen als früher ein. Beispiele echter Kreislaufwirtschaft musste man suchen, so mein Eindruck.
Gesucht und umworben haben die Unternehmen mit Nachdruck neue Fachkräfte. Ich saß noch nicht einmal im Zug auf der Rückfahrt, da bekam ich als Ruheständler nach einem Standbesuch eine Mail, in der ich gefragt wurde, ob ich nicht in ihrem „wunderbaren“ Unternehmen anfange wolle.
Die Plattform Industrie 4.0 hat auf ihrem Stand für globale, offene digitale Ecosysteme geworben und ihre Plattformprojekte dargestellt. Am Stand von Festo habe ich mir eine Montageanlage für Batterien erläutern lassen. VW plant ja in Salzgitter eine Fabrik mit einer Fertigung von 500.000 Zellen pro Jahr. Diese Anlage soll komplett menschenlos arbeiten, zur Wartung brauche man nur Mechatroniker*innen. In der Diskussion erfuhr ich, dass automatische Batteriedemontage und Recycling noch kein Thema sind, man warte auf gesetzliche Vorgaben.
Baden-Württemberg wirbt mit dem Slogan "The Länd"
Unterm Strich wird die Zahl der Beschäftigten in der Autoindustrie mit dem E-Fahrzeug deutlich abnehmen. Der Großraum Stuttgart ist in Sorge vor einer Entwicklung zu einem „schwäbischen Detroit“. Entsprechend wirbt Baden- Württemberg mit mehreren Standen und dem Slogan „The Länd“.
Siemens bietet komplette Datenlösungen für die digitale Fabrik an. Ich habe mir die Datenarchitektur erklären lassen. Hier ist es möglich, genau festzulegen, welche Daten der Wertschöpfungskette in der Cloud zur Verfügung stehen sollen und welche nicht. Das Ecosystem wird in drei Bereiche eingeteilt: Das Field Level (also die Maschinen und Anlagen der Fabrik), das Factory Level (damit ist die vernetzte Fabrik gemeint) und das Cloud Level (wo Daten für weitere Anwendungen zur Verfügung gestellt werden).
T-Systems wirbt nicht mehr, wie noch vor ein paar Jahren, für ihre eigene Cloud, damals „Marktplatz“ genannt, sondern ist unter das Dach von Google geschlüpft: „Cloud powerd by Google Cloud nach deutschen Maßstäben“. Auch Microsoft wirbt für ihre „Cloud for Manufactoring“. Wie ich erfahren habe, kooperieren Microsoft, Google und Amazon bezüglich der nächsten Rechnergeneration.
Am Stand von JP Joule habe ich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck getroffen, leider nicht mit ihm sprechen können. Die Firma JP Joule bietet auf Basis von erneuerbaren Energien komplette Lösungen für die Industrie an. Mir wurde berichtet, dass man bei der Herstellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse große Fortschritte durch Scale-Effekte gemacht hätte, was sich in der Leistung und im Preis niederschlage.
Ziel: Energiewende
Eine Brennstoffzelle der Firma REFIRE, Leistung 117 KW und geeignet für Lastkraftwagen, wiegt 278 Kilogramm. Das ist dem Dieselmotor vergleichbar. Innovativer ist ein Wasserstoffmotor, der am Stand der Firma EVS Hydrogen in der Halle 2 gezeigt wurde. Überhaupt wurden in der Halle 2 viele Forschungsprojekte mit dem Ziel der Energiewende gezeigt.
Zufällig bin ich noch am Stand der Fachhochschule Aalen, wo ich mal studiert und zwei Jahre wissenschaftlich gearbeitet habe, vorbeigekommen. 1978 habe ich dort den ersten Roboter mit aufgebaut. Dieser habe bis vor kurzem seinen Dienst getan hat. In den 45 Jahren hat sich dort viel verändert, aber den Studiengang Maschinenbau gibt es immer noch.
Für mich war es nach drei Jahren Coronapause sehr aufschlussreich, wie sich der Focus in Richtung Energieeffizienz gewandelt hat, Digitalisierung ist dabei ein Hilfsmittel. Allerdings hat man auch erkannt, dass Daten und Rechnerleistung Energie kosten. Daher muss man genau überlegen, welche Daten überhaupt relevant sind und welche Daten als Müll zu entsorgen sind.
Ulrich Bareiß
DVPI und mti
Ex-Betriebsrat bei AUDI