Zusätzlich zu ihrer Erwerbsarbeit kümmern sich Frauen nachwievor viel mehr um Familie und Haushalt als Männer und kommen so auf deutlich längere Arbeitszeiten. Das gilt auch, wenn sie Vollzeit arbeiten oder keine Kinder im Haushalt leben, wie eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung aufzeigt. Im Schnitt leisten Frauen pro Woche acht Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer.
Im Detail heißt das: Fast drei Stunden mehr pro Woche bringen sie dafür auf, die Wohnung instandzuhalten und sich um die Wäsche zu kümmern. Bei der Zubereitung von Mahlzeiten und der Hausarbeit sind es zwei Stunden und 22 Minuten mehr. Hinzu kommen eine Stunde und 42 Minuten mehr für die Betreuung von Kindern und die Unterstützung von Haushaltsmitgliedern. Plus eine Stunde mehr für Einkaufen. Lediglich bei der Gartenarbeit und handwerklichen Tätigkeiten leisten Männer mit durchschnittlich 20 Minuten pro Woche mehr unbezahlte Arbeit als Frauen.
Erwerbstätige Frauen arbeiten pro Woche durchschnittlich 54 Stunden und damit fast eine Stunde länger als Männer. Mit dem großen Unterschied, dass es sich bei knapp 26 Stunden und damit mehr als der Hälfte davon um unbezahlte Arbeitszeit handelt – acht Stunden mehr als bei Männern. Am größten ist die Differenz mit 15 Stunden, wenn Kinder unter sechs Jahren im Haushalt leben. Bei älteren Kindern bis 18 Jahre sind es noch über elf Stunden.
„Die Zahlen verdeutlichen, dass Frauen mehr arbeiten als Männer, jedoch deutlich weniger Gehalt und soziale Absicherung dafür erhalten, weil ein Großteil aus bezahlter Sorgearbeit besteht“, bilanziert WSI-Direktorin Bettina Kohlrauch. Wer mehr Erwerbsarbeit von Frauen fordere, wie Arbeitgeber es regelmäßig tun, erwarte, dass sie noch höhere Belastungen in Kauf nähmen – wenn Männer nicht deutlich mehr der unbezahlten Arbeit übernähmen. Das sei jedoch nur realistisch, wenn Männer ihre Erwerbsarbeit reduzierten. „Wir brauchen doppelte Umverteilung: unbezahlte Arbeit muss von Frauen zu Männern und bezahlte Arbeit von Männern zu Frauen verteilt werden.“ Für eine gerechtere Aufteilung der Arbeitszeit braucht es die Unterstützung aus der Politik und den Betrieben.