Verhandlungsziele mit neuem Fokus

04.07.2022

Tarifpolitik in der Chemie-, Metall- und Elektroindustrie - Chemie: "Brücke in den Herbst"

Die Tarifverhandlungen aller Branchen der Fachgruppe Druck, Verlage, Papier und Industrie (DVPI) waren zentrale Themen bei der Bundesvorstandssitzung in Hannover im Mai. Bei den Tarifverhandlungen ist die rasant gestiegene Inflation zu einem wichtigen Faktor geworden. Insgesamt ist das Thema Inflationsausgleich in vielen Branchen an eine zentrale Stelle gerückt. 

Chemie: Brücke in den Herbst

In der Chemie-Industrie hat man sich bei den Tarifverhandlungen Anfang April 2022 auf eine "Brücke in den Herbst" mit einer einmaligen Zahlung in Höhe von 1400 Euro für die 580.000 Beschäftigten geeinigt. Inzwischen ist nicht mehr Corona das Thema der Chemiebranche, sondern die Knappheit von Gas und Öl, berichteten Werner Filipowski (Nordrhein-Westfalen) und Matthias Träger (Berlin-Brandenburg). Wie Träger hervorhob, seien Gas und Öl in der chemischen Industrie nicht nur Energieträger, sondern auch Rohstoff, beispielsweise für Kühlschränke, Kunststoffe, Reifen, Medikamente oder Dünger.

Metall: 8,0 Prozent gefordert

Von der Diskussion zu den Tarifzielen in der Metall- und Elektroindustrie berichtete Ulrich Bareiß, bis vor kurzem Betriebsrat bei Audi in Ingolstadt. Er erläuterte, dass die bayerische Tarifkommission eine tabellenwirksame Erhöhung anstrebe. Inzwischen hat die IG Metall die Forderung für die Metall- und Elektroindustrie auf eine Entgelterhöhung von 8,0 Prozent festgelegt.

Job-Rad: Kein Ziel

Einen Tarifvertrag zum Fahrrad-Leasing, wie er in Baden-Württemberg Mitte April abgeschlossen wurde, strebt die bayerische Tarifkommission nicht an, da er auf Entgeltumwandlung beruht. Entgeltumwandlung schade den Sozialkassen und schmälere die späteren Renten der Fahrrad-Leaser. Eine Regelung für Dienstfahrräder, entsprechend den Regeln bei Dienstfahrzeugen, sei vorzuziehen und ist zumindest bei Audi im Gespräch, so Bareiß.

Verhandlungen im Herbst

Die Lage in der Autoindustrie ist derzeit von Chipmangel und anderen fehlenden Bauteilen gekennzeichnet, nicht von fehlenden Aufträgen, fasste Bareiß die Lage zusammen. Gerade bei Audi fehlten die Zulieferungen aus der Ukraine. Die Firma hatte deshalb sich für das zweite Halbjahr öffentlich auf keine Prognose festgelegt. Andere Firmen der Branche sind vom Rückzug der Unternehmen aus Russland betroffen. 

Die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie sind zurzeit im Gang, die Verhandlungen für die chemische Industrie haben im Oktober begonnen.

Susanne Stracke-Neumann