Trotz deutlichem Rechtsruck findet die AfD breite Zustimmung in der Gesellschaft. „Sicher ist, dass der mittlerweile offene Rechtsextremismus in der AfD kein Hindernis für die Wählbarkeit der Partei darstellt“, bilanziert eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung mit Blick auf das Superwahljahr 2024, mit Landtags- und Kommunalwahlen in Ostdeutschland sowie Europawahl. Aktuelle Umfragen sehen die AfD immer häufiger als zweitstärkste Kraft im Bund, in Thüringen und Sachsen sogar als stärkste Kraft.
In den zehn Jahren ihres Bestehens hatte die AfD sieben verschiedene Vorsitzende, vier davon sind heute nicht mehr Mitglied der Partei. Mit jedem Führungswechsel radikalisiere sich die Partei weiter, stellt die Studie fest. „Eine Abgrenzung zum offenen Rechtsextremismus spielt mittlerweile kaum noch eine Rolle.“ Nichtdestotrotz stehe die AfD in der aktuellen Wählergunst besser da denn je.
Die AfD verstehe es wie keine andere Partei, sich selbst als Sprecherin der vermeintlich Nicht-Repräsentierten zu inszenieren. Sie mobilisiere nach der typischen Art des Populismus: Wir, ‚das Volk‘, gegen ‚die da oben‘. Die Partei sei programmatisch flexibel, greife polarisierbare Themen auf, um als Sprachrohr der Enttäuschten und Zornigen zu wirken.
Die Wählerschaft habe sich verändert. In ihrer Anfangszeit wurde die AfD noch von einem Querschnitt der Gesellschaft gewählt. Mittlerweile spricht die Partei vor allem sozial schlechter gestellte Menschen an. Ihre Wähler*innen fühlten sich vom übrigens Parteiensystem nicht mehr repräsentiert, gesellschaftlich abgehängt und vertrauten den demokratischen Institutionen kaum noch, heißt es in der Studie weiter.
„Die AfD lebt wie keine andere Partei von Krisen.“ Von der Coronapandemie profitierten in der Partei jedoch vor allem die radikalen Kräfte. Die Mehrheit der Bundestagsfraktion sei mittlerweile mit extremen Kräften besetzt. Eine Abgrenzung nach rechts außen gebe es nicht mehr. Dazu habe die Pandemie maßgeblich beitragen. Der damit einhergehende Rechtsruck habe der AfD bemerkenswerterweise nicht geschadet, so die Studie. Die Zustimmung für die Partei nehme in den letzten Monaten in Umfragen konstant zu.
Was den Umgang mit den AfD-Wähler*innen angeht, kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass ihre schiere Zahl ein einfaches Ausgrenzen unmöglich mache. Zudem sei davon auszugehen, dass ein solches Vorgehen die Unterstützung für die AfD weiter festigt. Zielführend könne es letztlich nur sein, die Probleme und Anliegen derjenigen, die sich nicht repräsentiert und abgehängt fühlen, aufzugreifen und mittels demokratischer Politik zu adressieren.