Zentraler Diskussionspunkt der Vertreter*innen des Hauptverbandes Papier- und Kunst-stoffverarbeitung (HPV) in den bisherigen Verhandlungsrunden war die so genannte Inflationsausgleichsprämie. Diese steuer- und sozialabgabenfreie Einmalzahlung ist auch der wesentliche Bestandteil des Angebotes welches die Arbeitgeber bisher vorgelegt haben. Sie bieten im Jahr 2023 insgesamt 2.000 Euro Einmalzahlung und ab Oktober 2023 sollen dann die Tariftabellen um 4,1 Prozent gesteigert werden. In 2024 soll es dann 1.000 Euro Einmalzahlung geben. Das Ganze bei einer Laufzeit von 27 Monaten. Die ver.di-Tarifkommission bleibt allerdings bei ihrer Forderung nach einer langfristig wirkenden Tabellensteigerung. Nur dies kann den dauerhaften Kostensteigerungen durch die hohe Inflation etwas entgegensetzen.
Der HPV argumentiert, dass Beschäftigte bei einer Einmalzahlung sofort deutlich mehr Geld im Portemonnaie hätten. Viel mehr als bei einer prozentualen Steigerung. Deshalb „locken“ sie mit dieser Einmalzahlung und bieten dazu eine nur relativ geringe lineare dauerhafte Erhöhung der Stundenlöhne an. Für das Jahr, in dem die Einmalzahlung fließt, ist das nicht falsch. Auf längere Sicht gesehen ist das aber eine „trügerische Großzügigkeit“.
Denn: Auch bei einer relativ hohen Einmalzahlung erleiden Beschäftigte in der Gesamtrechnung schon nach kurzer Zeit spürbare Einkommensverluste, die über die Jahre immer weiter anwachsen - und am Ende sogar die Rente schmälern. Darüber hinaus wirken sich Einmalzahlungen nicht auf die Höhe von Zuschlägen, Jahressonderzahlung und Urlaubsgeld aus.
Wir haben nachgerechnet: Modellrechnung für einen fiktiven Abschluss in der PPKV:
Ausgangspunkt Ecklohn Lohngruppe VI; aktueller Jahresbruttogrundlohn: 33.816,96 €
Verlust mehr als ein Monatslohn
Der Verlust der sich über die hier fiktiv dargestellten 4 Tarifjahre ergeben würde, beträgt rund 4.600 Euro. Das ist mehr als eineinhalb Monatslöhne! Wenn man mal von unserer Forderung von 10,5% ausgehen würde, läge der Verlust sogar bei weit mehr als 8.000 Euro. Einmalzahlungen sind kein Ersatz für angemessene Tarifsteigerungen! Einmalzahlungen, die zusätzlich zur „normalen“ Tarifanhebung erfolgen, können aktuell die größten Nöte und Sorgen lindern. Die Kolleginnen und Kollegen brauchen dauerhaft mehr Geld im Portemonnaie! Eine Einmalzahlung gleicht eben nicht die dauerhaften Belastungen durch die hohe Inflation aus wie der HPV behauptet. Für uns ist klar: Es braucht eine deutliche und dauerhaft wirksame Erhöhung der Einkommen für die Kolleginnen und Kollegen! Die fällt nicht vom Himmel! Wir erreichen sie nur, wenn sich viele Kolleg*innen dafür einsetzen.
PDF | 623 kB