Vertrauen in Gewerkschaften hoch

21.11.2023

Coronapandemie, Ukrainekrieg, Inflation: Die Krisen der vergangenen Jahre haben das Vertrauen in staatliche und gesellschaftliche Institutionen beeinträchtigt. Während die Zweifel an der Bundesregierung oder den öffentlich-rechtlichen Medien massiv zugenommen haben, stehen die Gewerkschaften vergleichsweise gut da, wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Gewerkschaften sind die einzige Institution, die im Vergleich zum Vorjahr nichts an Vertrauen eingebüßt hat. Das deute darauf hin, dass sie in Krisenzeiten ein „stabilisierender Faktor“ sein können.

Am größten ist das Vertrauen, wie meist bei vergleichbaren Umfragen, in Polizei (52 Prozent) und Gerichte (42 Prozent). Der Bundeswehr vertrauen 29 Prozent, den Gewerkschaften 24 Prozent, ähnlich viele haben wenig oder kein Vertrauen. Auf der anderen Seite misstrauen 48 Prozent ganz klar der Bundesregierung und 40 Prozent den öffentlich-rechtlichen Medien.

Die Studie hat auch untersucht, welche Faktoren das Vertrauen in Gewerkschaften beeinflussen. Positiv wirkt sich demnach aus, wenn Menschen einen direkten Bezug dazu haben, also etwa selbst Mitglied sind oder in einem mitbestimmten Betrieb arbeiten. Die Qualität der Erfahrung spielt dabei eine wichtige Rolle: Sind Beschäftigte mit der Arbeit ihres Betriebsrats zufrieden, fällt auch das Vertrauen in Gewerkschaften im Schnitt höher aus. Wer unzufrieden ist, neigt zu Misstrauen.

Ausnahmslos alle Institutionen büßten zwischen Herbst 2021 und Frühjahr 2022 an Vertrauen ein, was auf die „tiefgreifenden Erschütterung“ zurückzuführen ist, welche die deutsche Gesellschaft nach Beginn des Ukrainekriegs erlebte. Die Gewerkschaften verzeichneten seither den größten Zugewinn und erreichten zuletzt mit 24 Prozent wieder das Ausgangsniveau. Bemerkenswert ist dabei, dass der Vertrauenszuwachs alle Gruppen betrifft, auch diejenigen, die AfD oder gar nicht wählen. Das zeige, schlussfordern die Autor*innen der Studie, „dass Gewerkschaften zumindest teilweise das Potenzial haben, auch jenen Gruppierungen ein überzeugendes Angebot zu machen, die dem politischen und demokratischen System sonst eher skeptisch gegenüberstehen.“