Deutschland braucht eine engagierte Debatte über die Ausbau- und Qualitätsziele für den ÖV, meint Agora Verkehrswende. Der ÖV-Atlas bietet eine Grundlage für diese Debatte, mit sachlichen und einfach zu erfassenden Informationen. Dafür wurden die aktuellen Fahrplandaten nahezu aller Verkehrsunternehmen in Deutschland sowie der Schweiz, Österreich, Luxemburg, Belgien, den Niederlanden und Dänemark ausgewertet.
Im Vergleich der untersuchten Staaten führt klar das kleine Fürstentum Luxemburg. Trotz eher kleinstädtischer Raumstruktur fährt der Nahverkehr hier flächendeckend in einem dichten Takt und ist überdies – auch wenn das nicht die vorliegende Wertung einfließt – seit 2020 für die Fahrgäste kostenlos. Auch in der Schweiz und in Österreich ist das ÖV-Angebot für die meisten Menschen besser als in Deutschland, wobei es in Österreich ein starkes Gefälle zwischen sehr gut und schlecht erschlossenen Räumen gibt. Für die Menschen in Belgien und Dänemark stellt sich das Bus- und Bahnangebot ähnlich umfangreich dar wie in Deutschland. Im Fahrradland Niederlande ist man mit den Öffentlichen oft schlechter angebunden als hierzulande.
„Bus und Bahn werden erst dann attraktive Alternativen zum Auto, wenn auf Alltagswegen dicht getaktete und schnelle Linien zur Verfügung stehen“, sagt Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende. „Unsere Auswertung zeigt, dass es dabei noch starke Unterschiede gibt: An vielen Orten Deutschlands ist das Angebot bereits gut und die Menschen können eher das Auto stehenlassen – gleichzeitig ist rund die Hälfte der Bevölkerung noch immer schlecht bis gar nicht an den öffentlichen Verkehr angebunden."