Die Reichsten verdoppelten ihr Vermögen, während über 160 Millionen zusätzlich in Armut leben: Oxfam-Bericht prangert soziale Ungleichheit an.
Während der Covid-19-Pandemie haben die zehn reichsten Milliardäre ihre Vermögen verdoppelt, auf insgesamt 1,5 Billionen US-Dollar. Zugleich leben über 160 Millionen Menschen zusätzlich in Armut. „Die einen verdienen, die anderen sterben“, heißt es in einem aktuellen Bericht zu sozialer Ungleichheit der Entwicklungsorganisation Oxfam. Die Pandemie habe die Ungleichheit befeuert. Jedes Jahr stürben Millionen Menschen, weil ihnen eine adäquate medizinische Versorgung verwehrt sei. Oxfam fordert von den Regierungen weltweit, Konzerne und Superreiche zur Finanzierung sozialer Grunddienste stärker zu besteuern, für globale Impfgerechtigkeit zu sorgen und die Wirtschaft am Gemeinwohl auszurichten.
Seit Beginn der Pandemie sei das Vermögen aller Milliardär*innen um fünf Billionen US-Dollar gestiegen, zeigt der Bericht auf. Das sei ein größerer Zuwachs als in den 14 Jahren vor der Pandemie zusammen. Oxfam prangert an, dass gleichzeitig bereits 2019 die Hälfte der Menschheit unterhalt der von der Weltbank definierten Armutsgrenze von 5,50 Dollar pro Tag lebte. Mindestens 13 Millionen Frauen verloren im Zuge der Pandemie ihre Arbeit und ihr Einkommen. Über 20 Millionen Mädchen zusätzlich werden nie wieder eine Schule besuchen. Für Menschen, die von Rassismus betroffen seien, sei das Risiko, an Covid-19 zu sterben, bis zu drei Mal größer, heißt es in dem Bericht weiter. Und Menschen mit geringem Einkommen hätten eine geringere Lebenserwartung als wohlhabende Menschen.
Außerdem weist Oxfam darauf hin, dass mittlerweile über drei Milliarden Menschen zweifach gegen Covid-19 geimpft seien, doch nur rund neun Prozent der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen mindestens eine Impfdosis erhalten hätten. Millionen Menschen, die hätten gerettet werden können, seien wegen der ungerechten Impfstoffverteilung gestorben. „Für Milliardäre gleicht die Pandemie einem Goldrausch“, sagt Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Regierungen hätten Milliarden in die Wirtschaft gepumpt, doch ein Großteil sei bei Menschen hängengeblieben, die von steigenden Aktienkursen besonders profitierten. „Während ihr Vermögen so schnell wächst wie nie zuvor und einige Ausflüge ins All unternehmen, hat di weltweite Armut drastisch zugenommen“, betont Schmitt. Soziale Ungerechtigkeit töte Menschen. „Das ist ein Zustand, den wir nicht länger hinnehmen dürfen.“ Die Politik dürfe sich bei wirtschaftlichen Entscheidungen nicht länger nur vom Profit leiten lassen, sondern im Mittelpunkt müsse vor allem das Gemeinwohl stehen.
Oxfam fordert unter anderem, Konzerne und Superreiche stärker in die Verantwortung zu nehmen und die Vermögenssteuer wieder einzuführen. Außerdem müsse der Patentschutz für Coid-19-Impfstoffe ausgesetzt und die Marktmacht von Konzernen begrenzt werden.